peer gynt
REGIE Ulf Goerke
DRAMATURGIE Florentina Ileana Tautu 
BÜHNE UND KOSTÜM  Janina Sieber 
MUSIK Enik 
MIT Marysol Barber-Llorente, Lena Flögel, Luis Goodwin, 
Natalie Lehmann, Maria Ringel, Jonas Stenzel, Wolfgang Vogel
Peer Gynt spielt in der unbändigen Natur der norwegischen Elemente. Genauso wie Peers Seelenleben wechselt das Wetter schnell, ein Sturzregen kann jäh
durch einen aufreißenden Himmel mit glänzenden Sonnenstrahlen unterbrochen werden. Im Bühnenbild drückt sich dies durch einen Vorhang aus, der durch
unterschiedliche Hängungen vielfältige Situationen schafft. So wird eine Wolke zum windigen Fels und darauf zum knorrigen Baumstamm. In dieser Natur leben die Trolle, die unberechenbaren, mehr oder weniger menschengestaltigen Fabelwesen aus der nordischen Mythologie. Der Vorhang und die Königsgewänder sind mit Elementen der uralten Trolldynastie bedruckt. Im 3D-Rendering brechen sich die kargen Felsen in aufgetürmten Wolken, da wachsen
Korallen aus dem steinigen Fels, Tentakeln wehen sanft im Wind und ionische Säulen ragen aus lang vergangenen Zeiten in den Himmel hinauf. Wild, uferlos
und nicht beherrschbar schmücken sich die Trolle mit übergroßen Körperteilen und lieben den Kitsch. Nichts kann zu überhöht, rüschig, pudrig oder glänzend sein, denn das Spiel mit dem Schein und Sein ist ihre Wirklichkeit. Dieser Welt steht die klare, saubere Welt des Volks gegenüber. In ihrer rein weißen Kleidung spiegelt sich ihre gesittete, brave Strenge wider, mit der sie in rituellen Abläufen in der anonymen Masse leben. Dies zeigt auch der weiße Kreis
des Bühnenbildes, der als Grundfläche für Peers Welt steht. Um Peers Sonderstellung und die Ausgrenzung durch das Volk zu zeigen, tritt er ganz in rot auf und setzt sich so klar von der Masse ab. Das rot steht symbolisch für das Verletzliche in ihm, aber auch für das Starke, Freche und Kluge. Seine kindliche,
oft pubertäre Art wird durch die lömmelige Skiunterwäsche unterstrichen. Im Laufe des Stücks entwickelt sich Peer zwar weiter und wird erwachsener, was man auch an der gediegeneren Kleidung ablesen kann, die er nach und nach trägt, jedoch bleibt er bis zum Ende in einer Sonderposition. Dass er nicht ganz aus seiner Haut rauskommt, wird neben dem immerwährenden roten Kostüm auch durch das immanente Sein des Vorhangs verdeutlicht, der sich wie ein Schleier um ihn legt und ihn in sich selbst gefangen hält.
FREIE BÜHNE MÜNCHEN / Gasteig Black Box
Premiere 8. Okt 2021

picture by markus burke

picture by patrik tircher

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